Birke
Gestern im Vortrag haben wir ein Bild von der Birke gesehen. Man betrachtet beispielsweise die Birke und verschafft sich einen Eindruck. Wenn man die Birkenblätter als Tee zu sich nimmt, dann wird dadurch die verjüngende Kraft des Organismus gestärkt oder der Stoffwechsel angeregt, die Ausscheidungsprozesse werden angeregt; die Eiweißbildung wird auf subtile Weise im Organismus gefördert, und es findet eine bessere Bahnung der Eiweißprozesse und auch eine bessere Ausscheidung statt. Die Birke ist ganz besonders bei Rheuma ein ganz wertvolles Mittel, sie ist ein typisches Rheumamittel. Sie ist ebenfalls ein ganz typisches Mittel bei Hautkrankheiten, bei Reaktionen, Ausscheidungen über die Haut, die sehr feucht sind. Durch Birkenblätter, Birkenelixiere, spezielle Zubereitungen aus Birke können die Stoffwechselprozesse wieder gebahnt werden und somit an den richtigen Ort der Ausscheidung besser hingelangen. Dies ist durch die orale Einnahme von Birke möglich. Die Birke ist ein außerordentlich wichtiges Heilmittel. Wenn man aber den Birkenbaum studiert, die Blätter, wie sie ganz fein im geringsten Wind schon ganz leise raspeln, sich bewegen, sich ganz fein jugendlich bewegen, dann bekommt man den Eindruck: da handelt es sich um eine Pflanze, die möchte so typisch das Frühjahr symbolisieren, dieses so feine Grün, dieses feine Wesen, dieses noch so reine Wesen auch von etwas Kindlich-Jugendlichem. Ihre Blätter sind annähernd wie Blüten, und die Blüte ist ein Ausdruck für den Stoffwechsel oder Willen. Die Birke ist tatsächlich ein Stoffwechselmittel.
Wenn wir diese Betrachtung noch weiter ausweiten, können wir auf einen Zusammenhang kommen, der zwar schon schwierig ist, aber durch verinnerlichte Betrachtung können wir vielleicht auf diesen Zusammenhang kommen. Wenn wir einmal die Gestalt der Pflanze nehmen und die Blätter, wie sie so stark und gleichzeitig fein an der Peripherie wirken, dann werden wir sehen: die Peripherie dieser Birke, dieses feine, lichte und bewegte, jugendliche Element, scheint tatsächlich mit etwas zusammenzuhängen, das nichts anderes sein kann als dasjenige, das der Eiweißstoffwechsel ist. Warum der Eiweißstoffwechsel? Dies ist eine Frage, die etwas Wissen zur Beantwortung voraussetzt. Der Eiweißstoffwechsel ist das Zeichen der Jugend und ein Zeichen der Ich-Bildung. Im Eiweiß lebt zutiefst das Wesen des Selbst eingebunden; das Eiweiß ist der Trägerstoff des Körperlichen, und dadurch ist er auch der Träger, die Trägersubstanz für das tiefste Wesen überhaupt. Er ist einerseits für die Materie verantwortlich, aber andererseits für das tiefste Wesen überhaupt. Diese Eiweißsubstanz wird gebildet im Stoffwechsel. Der ganze Stoffwechsel ist im wesentlichsten von diesen Aufbauvorgängen und von dem Eiweißartigen geleitet. Und so wirkt tatsächlich das, was sich mehr an der Peripherie der Pflanze befindet, am tiefsten hinein in den Organismus – und das ist der Eiweißstoffwechsel. Dort wirkt die Peripherie der Pflanze hin. Während allgemein, wenn man vielleicht eine mineralische Substanz aus verschiedenen anderen, beispielsweise aus Rinde nimmt, oder aus dem ganzen Kraut, so dass man nicht nur die Peripherie verwendet, dann wirkt dies in der Regel wieder stärker auf bestimmte Organe oder bestimmte andere Bezirke. Aber gerade das, was sich sehr stark an der Peripherie befindet, wirkt ganz tief nach innen. So, wie bei der Pflanze das, was blütenhaft ist, das, was Blüte ist, am stärksten in den Bauchraum, in den Stoffwechsel hineinwirkt, während das, was Wurzel ist, auf den Nerven-Sinnes-Pol wirkt, also auf das Nervensystem. Man kann in der Pflanze, wenn man sie beobachtet, das Gleichnis oder das Sinnbild für den eigenen Organismus sehen."(1)
Heinz Grill, Die Entwicklung eines schöpferischen Denkens und Empfindens am Beispiel der Anatomie und Physiologie des Körpers, 1997, S. 289 f.