Krankheit

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Heinz Grill schreibt über die Bedeutung von Krankheit und Leiden:

"Nach einer höheren Anschauung erhält sich das Seelen- und Geistleben infolge einer Krankheit gesund. Wie wäre die menschliche Entwicklung ohne Krankheiten vorstellbar? Das menschliche Leben würde sich auf monotone Weise in der Erdenwelt und in dem Genusse der egoistischen Freuden verlieren. Der Mensch könnte essen, was ihm mit jeder Begierde behagt, und könnte den physischen Plan beanspruchen und ausnützen, wie es seine Selbstbezogenheit verlangt, aber er könnte niemals ein wachsendes Bewusstsein mit nächsthöheren Einsichten, Erkenntnissen und Erweiterungen erlangen. Das Leiden und die Krankheit, die durch ihre konfliktbeladenen Szenen und Forderungen das körperliche Dasein in Schranken halten und auch das Denken und Fühlen zu ganz andersartigen, neuen und unbekannten Erfahrungen erziehen, geben verborgene Willensimpulse, die nur deshalb entstehen können, da es eine menschliche Entwicklung im Sinne des integralen Daseins durch das Seelen- und Geistdasein gibt. Während der physische Körper im Leiden zerschmilzt, können sich im Seelen- und Geistdasein bereits neue Kräfte sammeln und eine größere Gesundheit vorbereiten. Ohne die Erscheinungen der Krankheit würde das menschliche Leben aus den wahren Bewusstseinsprozessen der Entwicklung herausfallen. Ein Bewusstsein des Wachsens entsteht tatsächlich durch das Leiden." (1)

"Krankheit stellt einerseits Schutz für den Menschen dar, da sie ihn vor fehlerhaftem, determinierendem Verhalten bewahrt. Sie fordert Rückzug, Einschränkung der Möglichkeiten und Abstand von allzu frivolen Umgangsformen, sie will dem Menschen Bewusstheit geben und ihn stärker von den vitalen, unbewussten Willenshandlungen abhalten. Das Bewusstsein muss gegenüber den unbewussten und vitalen Strömungen des Leibes mehr zum Einsatz kommen. Auf der anderen Seite ist die Krankheit jedoch auch eine Bürde, die dem Einzelnen nicht nur infolge von Fehlern, die er selbst begangen hat, auferlegt wird, sondern die er aus einem kollektiven Gesamten aufnimmt. In jedem Falle aber ist es ratsam, dass der Übende sich nicht zu stark mit der Krankheit an den Leib bindet. Entwickelt er ein bewusstes Umgehen beispielsweise gegenüber Wärme- und Kälteeinflüssen, verhindert er leichter eine Unterkühlung und dadurch ein Krankwerden durch Atemwegsentzündungen und andere sogenannte Erkältungskrankheiten. Das bewusste Umgehen ist eine erste Erziehung zur Leibfreiheit." (2)


1) Heinz Grill, Das Wesenesgeheimnis der Seele, S. 413
2) Heinz Grill, Die Heilkraft der Seele, S. 76