Geistiges Schauen

Aus Neuer Yogawille
Wechseln zu: Navigation, Suche

"Wer ist es der geistig schauen kann?

Der heute in der modernen esoterischen Szene verwendete Begriff Hellsehen ist meist ungenau definiert. Er könnte – wie das so häufig geschieht – ein sublimiertes, eine Art reduziertes Wahrnehmen der Phänomene der Welt und ein Einsinken oder Eintauchen in ein sogenanntes astrales Wesenswirken bedeuten, denn in diesem Eintauchen und Verschmelzen des Bewusstseins mit den astralischen sublimierten Gefühlen kann eine gesteigerte Sensibilität auf Energien und eine erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit für übersinnliche Kräfte entstehen.

Geistiges Schauen bedeutet, tatsächlich den Geist zu gebrauchen und das erfordert in voller Präsenz und Praxis, den Gedanken zu gestalten, zu nützen, zu erleben, ihn in seinen Wirkungsdimensionen im Angesicht des Bewusstseins zu erfassen. Es ist deshalb das Ich, das im Schauen gegründet ist, und der Schauende ist das reifliche Ich. Dieses aber gründet sich nicht in einer körperlichen Anhaftung oder in einem zu stark nach dem Leibe hin gelagerten inneren sublimierten oder übersensiblen Wahrnehmen, sondern es gründet sich tatsächlich in dem durch den Gedanken geschaffenen Äther, der eine Dimension für sich darstellt und die Leiblichkeit beleuchtet, aber nicht von dieser kommt.

Der Unterschied zwischen dem astralen Verschmelzen in eine Art sensitive, sublimierte Wirklichkeit, die zwar Erfahrungen der scheinbaren Hellsichtigkeit zulässt, aber keine wirklichen konstruktiven Ergebnisse liefert, zu dem Schauen aus dem geschaffenen Äther, zu dem real entwickelten und edifizierten Gedanken liegt in der Freiheit, in der Art und Weise, wie Freiheit erlebt werden kann." (1)

"Die Entwicklung von Hellsichtigkeit beginnt nicht durch bestimmte außergewöhnliche Zustände, denen sich der Einzelne hingibt, sondern sie beginnt mit der Erforschung der Denktätigkeit, der Gefühlsentwicklung und der Beobachtung von verschiedenen Lebensprozessen, in denen die menschliche Psyche eingebunden ist." (1)


1) Heinz Grill, Kosmos und Mensch, S. 21